Viele Hundehalter kennen das Bild: Der Hund rutscht mit dem Hinterteil über den Teppich oder leckt sich auffällig oft am After. Man spricht im Volksmund von „Schlittenfahren“. Dahinter steckt nicht selten ein Problem mit den Analdrüsen – zwei kleinen Duftdrüsen, die links und rechts des Afters liegen und ein stark riechendes Sekret absondern.
Warum Hunde ihre Analdrüse brauchen – und wann sie Probleme macht
Dieses Sekret hat in der Natur eine klare Aufgabe: Es dient der Reviermarkierung und Kommunikation. Jeder Hund hat seinen individuellen Geruch, den andere Artgenossen beim Beschnuppern des Hinterteils sofort wahrnehmen. Normalerweise werden die Analdrüsen beim Kotabsatz durch den Druck entleert. Ist der Kot jedoch zu weich oder werden die Drüsen aus anderen Gründen nicht richtig entleert, kann es zu Stauungen kommen.
Typische Symptome erkennen: Vom Schlittenfahren bis zur entzündeten Analdrüse
Die Folgen sind für den Hund unangenehm. Das Sekret dickt ein, die Ausführungsgänge verstopfen, und es entstehen Druckgefühle oder gar Schmerzen. Bakterien finden hier einen idealen Nährboden, sodass Entzündungen und Abszesse die Situation noch verschlimmern können. Für den Halter macht sich das durch Geruch, auffälliges Verhalten oder gar Blut- und Eiterabsonderungen bemerkbar.
Die Ursachen sind vielfältig. Ein häufiger Grund ist ein dauerhaft weicher Kot, der nicht genügend Druck aufbaut. Dieser kann durch Futterunverträglichkeiten, Allergien oder Darmerkrankungen entstehen. Auch kleine Hunderassen und übergewichtige Tiere sind besonders anfällig, weil die Anatomie oder zu wenig Bewegung das Risiko erhöhen.
Vorbeugung und Behandlung: Analdrüse beim Hund ausdrücken oder gesund erhalten?
Um dauerhaft die Behandlung durch einen Tierarzt zu vermeiden, der die Drüsen manuell entleert, ist die Vorsorge umso wichtiger. Bei Entzündungen sind Medikamente notwendig, manchmal sogar eine chirurgische Entfernung, wenn die Probleme immer wiederkehren. Doch das Ziel sollte sein, den Hund so zu versorgen, dass es gar nicht erst zu ständigen Stauungen kommt. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, die für eine gute Kotkonsistenz sorgt, ausreichend Bewegung und die Beobachtung des Verdauungssystems.
Das Mikrobiom der Analbeutel – ein unsichtbarer Schutzschild
Weniger bekannt ist, dass auch die Analdrüsen über ein eigenes Mikrobiom verfügen. In den Drüsensäcken leben spezielle Bakteriengemeinschaften, die das Sekret nicht nur prägen, sondern auch eine Schutzfunktion erfüllen. Diese Mikroorganismen sorgen für die typische Geruchsvielfalt, helfen aber zugleich, krankmachende Keime in Schach zu halten. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance – etwa durch wiederkehrende Entzündungen, häufige Antibiotikagaben oder Störungen im Darm – können sich pathogene Bakterien leichter ansiedeln und die Analdrüse entzünden.
Eine stabile bakterielle Besiedlung der Analbeutel hängt daher eng mit der allgemeinen Darm- und Immungesundheit zusammen. Ein Hund, dessen Verdauung stabil läuft, produziert nicht nur den nötigen Druck zur natürlichen Entleerung, sondern pflegt auch indirekt die Bakterienwelt in den Drüsen. Unterstützen lässt sich dieses System durch eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen und leicht verdaulich ist, durch Probiotika und Präbiotika, die das Darmmikrobiom fördern, sowie durch Maßnahmen, die das Immunsystem stärken. Auch eine schonende, stressarme Haltung spielt eine Rolle, da chronischer Stress nachweislich das bakterielle Gleichgewicht beeinflusst.
Das Mikrobiom der Analdrüse ist also kein isolierter Faktor, sondern Teil des größeren ökologischen Netzwerks im Körper des Hundes. Wer den gesamten Verdauungstrakt pflegt, unterstützt damit auch diesen kleinen, oft übersehenen Schutzschild – und reduziert das Risiko für Entzündungen und schmerzhafte Abszesse.
Ernährung für gesunde Analdrüsen und ein stabiles Mikrobiom
Die Analdrüse lebt nicht isoliert, sondern ist direkt abhängig vom Verdauungssystem und damit auch vom Futter. Entscheidend ist die Kotqualität – nur ein geformter, etwas fester Kot übt genug Druck auf die Drüsen aus, damit sie sich natürlich entleeren. Gleichzeitig spielt die Versorgung des Darmmikrobioms eine Rolle, denn eine gesunde Darmflora unterstützt auch die bakterielle Balance in den Analbeuteln.
- Ballaststoffe sind hier der wichtigste Baustein. Lösliche Fasern (z. B. aus Flohsamenschalen, Karotten, Kürbis) binden Wasser und stabilisieren weichen Kot. Unlösliche Fasern (z. B. Zellulose, Gemüsefasern) erhöhen das Volumen und regen die Darmperistaltik an. Beides zusammen sorgt für eine Kotkonsistenz, die die Analdrüsen beim Absetzen regelmäßig entleert.
- Probiotika und Präbiotika fördern das Gleichgewicht der Darmbakterien. Ein stabiles Darmmikrobiom sorgt dafür, dass auch in den Analbeuteln ein gesundes Bakterienmilieu herrscht, das pathogene Keime in Schach hält. Präbiotische Substanzen wie Inulin oder Oligofruktose bieten den „guten“ Bakterien Nahrung.
- Eiweißqualität und Fettgehalt spielen ebenfalls eine Rolle. Schwer verdauliches Eiweiß oder sehr fettreiche Fütterung können zu Durchfall und weichem Kot führen – das schwächt wiederum den Druckmechanismus an der Analdrüse. Hochwertiges Protein aus Muskelfleisch oder schonend verarbeiteten tierischen Quellen ist hier besser geeignet.
- Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien sind eine häufige Ursache für chronische Analdrüsenprobleme. In solchen Fällen hilft oft nur eine Ausschlussdiät oder eine gezielt zusammengestellte Ration, um Entzündungen und Juckreiz zu vermeiden.
- Und schließlich: ausreichend Wasser. Nur ein gut hydrierter Hund kann stabile, aber nicht zu harte Kothaufen bilden. Trockenfutter sollte daher mit Wasser ergänzt oder mit Nassfutter abgewechselt werden.
Kurz gesagt: Für die Analdrüse ist eine Ernährung sinnvoll, die hochwertig, ausgewogen, ballaststoffreich und darmfreundlich ist. Immer individuell angepasst an den Hund, seine Verdauung und mögliche Grunderkrankungen.
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